Mein Tagwerk ist im engen
Kesselrohr
Bei kleinem Glühlicht knieend
krumm zu sitzen,
An Nieten hämmernd, in der
Hitze schwitzen,
Verrußt sind Aug’ und Haar und
Ohr,
Nur noch ein kleiner
Menschenkraftmotor
Bin ich, dess’ Hebel, meine
Arme, flitzen,
Ich will die Adern mit dem
Messer ritzen:
Dampf stößt, statt roten Blutes
Strahl, hervor.
O Mensch, wo bist du? Wie ein
Käfertier
Im Bernstein eingeschlossen,
hockst du rings im Eisen,
Eisen umpanzert dich mit
schießendem Gewirr.
Im Auge rast die Seele arm und
irr.
Heimweh heult wahnsinnswild,
Heimweh weint süße Weisen
Nach Erde, Mensch und Licht!
Schrei lauter, Mensch im Eisen!
1889 - 1936
Nun sag
du mir, ob ich der Lersch noch bin:
Vor Stunden stand ich, rußig,
schürte Feuer,
Wand zentnerschwere Eisenklötze
her und hin,
Riß sie hinaus; an des
Dampfhammers Steuer
Stand ich und war ganz Arbeit,
Werk und Sinn,
Stolz auf mein funkelblank
Maschinenungeheuer,
Bei jedem Schlag erzittert’ die
Fabrik bis ins Gemäuer.
Ich stand, der Schmied, lässig
und kühl darin.
Dann riß ein Heulton Rad und
Riemen ab.
Ich wusch mich rein von
Schmiere, Ruß und Schweiß,
Doch immer schlug mein
Hammerherz hinauf, hinab.
Ich ging durchs Tor, trabte im
Fußgetrab,
Als wie ein Narr, der lebt und
es nicht weiß.
Ich kaufte Wurst und Tabak,
schimpfte auf den Preis.
1889 - 1936
Eh meine Liebe dich, mein Kind,
erkannte,
Lief sie, nach Schönheit
dürstend, in der Welt umher.
Vom Norden grau ans blühende
Südlandsmeer,
Heimweh und Fernweh wilde
Sehnsucht brannte.
Ob ich durch Wälder und Gebirge
rannte,
Auf Gletscher stieg, - „Mehr!“
schrie die Sehnsucht, - „Mehr!“
Gebt mir die Erde, Sterne! Gebt
die Schöpfung her,
Füllt mir die leere Brust!“
Da kommst du, Gottgesandte:
Und trägst Europa in den
schmalen Händen,
Auf glänzt dein Leib,
schimmernd, des Meeres Strand,
In deinen Augen tiefe Wälder
dunkeln,
Ein ewig reifer Acker deine
Lenden!
Der Tag erwacht, gibst du mir
deine Hand,
Dein Herz seh ich als reiche
Sonne funkeln.
1889 - 1936
Nun preß ich deinen Kopf in
meine Hände;
Und schließe deinen Mund mit
meinem Munde zu.
Nun schlägt das Herz hart an
der Rippen Wände,
Aufblüht die Seele aus der
dunklen Ruh.
Du läßt nicht los, die Lippe
zittert: „Du!“
Dein Atem! Das ist: Höchster
Sehnsucht Brände
Kühlender Hauch. Dein Kuß ist:
Schicksalswende!
Ich steig aus Erden-Ekel Gottes
Himmeln zu.
Dein Mund: Firne über Firne,
vom Blau
Des Himmels angehaucht. Dein
Mund:
Des Meeres Ewigkeit. Dein Mund:
die ewige Frau!
Ich war von Weltweh krank und
lebenswund.
Fa kamst du, Heilige! Liebtest
mich! Durch deinen Mund
Schloß Gott und Welt und Mensch
mit mir den Bruderbund.